Thema der Woche: Zorn. Wenn es einen überkommt, wenn man, also ich, die Kontrolle über mich verliere, ist das eine wie auch immer angestoßene körperliche Reaktion auf eine vermeintliche Demütigung. Und die hängt einem nach, tagelang. Sie sitzt in den Eingeweiden, im Kopf. Der äußere Anlass rechtfertigt den Ausbruch meist nicht.

Demütigung. Steckt da das Wort Demut drin? Bin ich in die Demut gezwungen worden, und hasse mich dafür? Mit Demut verbinden wir ja meist Positives. Politiker sagen das gerne, gerade erst von der Leyen – das Votum des Europäischen Parlamentes, das ihr mehr Stimmen bescherte als Juncker zu seiner Wahl, mache sie demütig. Man will halt gerne seine Demut zeigen, aber ungern in selbige gezwungen werden. Wenn einem so eine Demut aufgezwungen wird, befreit man sich mit einem Zornesausbruch (uncool) oder einer schlagfertigen Replik, die den Gegner alt aussehen lässt (cool).

Problem: wenn der Zorn in den Eingeweiden (oder wo auch immer) wütet, ist selbst eine schlagfertige Replik bemüht und wirkt aufgesetzt. Egal, wie witzig die gewählten Worte wären, wenn man sie nur läse, steht man doch da wie ein Trottel, weil halt der Ton die Musik macht.

Ich habe keine Ahnung, wie einem unangebrachten Zornesausbruch zuvorzukommen wäre. Wahrscheinlich, indem man ihn dort herauslässt, wo er mal angebracht war und man ihn mangels Traute heruntergeschluckt hat. Aber wo und wann ist das gewesen? Und stimmt das überhaupt? Vielleicht braucht der Mensch immer mal wieder einen Ausbruch? Wer darauf eine letztgültige und hilfreiche Antwort hat, der melde sich bitte bei mir.