Liselotte Welskopf-Henrich

Die Söhne der großen Bärin

Indianerbuch – das einzige, das ich gefühlt hundert Mal gelesen habe. Harka Steinhart, Nachtauge, Bärenjäger, Wolfstöter, Büffelpfeilversender. Wird zu Harry unter den Weißen, weil sie mit Harka  nichts anfangen können; wird zu Stein mit Hörnern bei den Schwarzfüßen und schließlich, zu seinem eigenen Stamm zurückgekehrt, zu Tokei-ihto, dem Kriegshäuptling der Bärenbande. Immer noch lesenswert.

Uwe Kant

Das Klassenfest

Die ersten zwanzig Seiten konnte ich mal auswendig. Ich mochte den Humor, habe mich beim Lesen scheckig gelacht. Aber ich glaube nicht, dass ich es heute nochmal anfassen würde. Das wäre dann eher so ein nostalgisches Versinken.

Hermann Kant

Die Aula

Man merkt, ich bin ein Ostkind. Hermann Kant, der ältere Bruder vom Uwe, ist heutzutage nicht mehr wohl gelitten und was er nach der Wende geschrieben hat, kann man alles in die Tonne treten. Die Aula aber ist ein wunderbares Kleinod, mit viel Humor geschrieben (habe mich auch scheckig gelacht an vielen Stellen). Hermann produzierte die höherwertige Literatur im Vergleich zum Bruder Uwe. Ich mochte auch „Das Impressum“ und besonders „Der Aufenthalt“, alles Bücher, die man auch heute noch lesen kann. Natürlich nicht als Bürgerrechtler. Und an sich habe auch ich keine Zeit mehr. Gibt viel zu viele schöne neue Sachen. Und die selbstgerechte Verbitterung, die ich gespürt habe, wenn ich mal in eins reingeschaut habe, weil ich Anfang der Neunziger fest entschlossen war, ihm treu zu bleiben,  hat mir weh getan. Plötzlich war er wie die alten Genossen. Was der olle Stalin ihnen doch so eingebleut hatte: Selbstkritik – kein Stückchen. Traurig.

John Irving

Garp und wie er die Welt sah

War so ein Buch, dass mir einen neuen Blick auf die Literatur gegeben hat. Ich fand auch das „Hotel New Hampshire“ wunderbar, aber den Garp habe ich eben noch zu DDR-Zeiten in die Finger bekommen. Sollte ich nochmal lesen. Weiß nur noch, wie seine Mutter die letzte Erketion eines sterbenden Soldaten nutzte, um ein Kind zu bekommen, das keinen nervtötenden Vater hat – und ich glaube, es war auch in diesem Buch, wo er mit seinen Kindern eine Auffahrt ohne Licht hinaufrollte, und seine Frau in einem dort bereits parkenden Auto ihrem Liebhaber wegen des Auffahrunfalls den Schwanz abbiss. Was halt so hängenbleibt mit Mitte Zwanzig. 

Eugen Drewermann

Kleriker – Psychogramm eines Ideals

In den Neunzigern, als ich einsehen musste, dass die Idee des Sozialismus gescheitert war , habe ich mich oft gefragt, warum ich in meiner Pubertät darauf so eingestiegen bin, in einer Welt, die wahrhaftig eher Anti-DDR war. Zeitnah bin ich auf dieses Buch gestoßen. Wir waren schlicht füreinander bestimmt. Wunderbar geschrieben – ein echtes Lesevergnügen – und voller Einsichten, die mir erklärt haben, warum ich Kommunist (oder was man dafür halten mochte) geworden bin. Das Stichwort heißt ontologische Unsicherheit. Und ich, der ich nie getauft worden bin, der ich Kirchen nur als Tourist meist im Ausland aufsuche, habe meinen Entwicklungsweg in diesem Buch gespiegelt gesehen. 

Wilhelm Reich

Massenpsychologie des Faschismus

Die Ähnlichkeiten in Aufzug und sonstigen Äußerlichkeiten zwischen DDR und Drittem Reich waren mir schon lange aufgefallen.  Reich schreibt härter als Drewermann, aber auch er hat mir die Augen über meinen Werdegang geöffnet. Ebenfalls zu empfehlen ist die „Charakteranalyse“.  Oder „Menschen im Staat“.  Augen geöffnet meint: mich ermutigt neu zu denken.

Stephen King

Es

Von Stephen King könnte ich auch eine Menge großartiger Bücher aufzählen, aber „Es“ hat mich am heftigsten und auch am längsten ergriffen. Er kann halt etwas, das nicht Vielen gelingt: mich bei den tiefen Ängsten packen. Die Neunziger waren meine Stephen-King-Jahre.