400 Milliarden, 800 Milliarden, es ist als ob sie einen darauf vorbereiten wollen, dass Zahlen scheißegal sind. Dass das Geld ohnehin nichts mehr wert ist. Sind wir an dem Punkt angekommen, dass der Kapitalismus wieder einen Krieg braucht, weil er nicht mehr weiß, wohin er noch wachsen soll?

Es ist doch absurd, mit welchem Tempo wir auf diesen Zug aufspringen!

Und in den Medien, egal ob sozialen oder klassischen, höre ich nur Politiker, Militärexperten, die an Universitäten studiert haben, die in Anzügen (Masala) oder auch lässig (Neitzel) in Studios oder hinter ihrem Handy zuhause sitzen, die an Universitäten lehren. (Also ich höre nicht viel davon, weil ich es nicht ertrage.) Vielleicht hört man noch mal einen Ex-General. Leute auf der Straße werden gefragt, die gerade shoppen gehen.

Aber ich höre keine Soldaten und Offiziere im aktiven Dienst, die täglich erleben, wohin die 50 bis 60 Milliarden verschwinden , die wir jetzt schon für Verteidigung ausgeben, warum das vorne und hinten nicht reichen sollte!

Es muss doch möglich sein, damit einen Zustand herzustellen (immerhin geben wir dieses Geld jedes Jahr aus!), der eine Verteidigungsfähigkeit herstellt, die einen potenziellen Gegner ausreichend abschreckt. Und wir sind nicht allein. Die europäischen Armeen der Nato geben jedes Jahr mehr als 300 Milliarden für Verteidigung aus. Und soll unsere Verteidigung nicht ganz Europa betreffen?

Die Frage sollte daher nicht sein, wie wir möglichst viel Geld verpulvern können, das am Ende jemand anderem gehört (wem bloß?), sondern wie wir mit den vorhandenen Mitteln und mit klügerer, moderner Aufstellung der Streitkräfte den möglichst abschreckendsten Effekt erzielen können.

Hunderte Milliarden mehr bedeuten doch nicht, dass unsere Verteidigungsfähigkeit steigt.

Es bedeutet nur, dass wir Ineffizienz, Profitmacherei, Korruption fördern. Denn wo viel Geld hingeht, da stehen die, die es gerne ausgeben wollen, Schlange und überhäufen die, die darüber entscheiden, wer es kriegt, mit Annehmlichkeiten.

Und wieso haben wir so unendlich viel Angst vor „dem Russen“?

Zweimal war der Russe in den letzten dreihundert Jahren in Mitteleuropa, soweit ich mich „erinnere“, nach Napoleons grandiosem Marsch auf Moskau und nach Adolfs größenwahnsinnigem Lebensraum-im-Osten-Abenteuer. Der Russe ist also nie ohne nachvollziehbaren Grund gekommen. Damals, vor mehr als zweihundert Jahren, hat er mitgekämpft und ist wieder abgezogen. Nach 1945 ist er geblieben, aber da gab es auch diese Idee, dem Sozialismus auf diese Art zum Sieg zu verhelfen, wenn er schon nicht von alleine und gesetzmäßig kommt.

Klar: als Baltikum würde ich mir auch Sorgen machen – und da wäre es bestimmt gut, dort eine ausreichende Verteidigungsfähigkeit herzustellen. Aber brauchen wir dafür 800 Milliarden?

Wer, in Gottes Namen, rechnet immer solche Zahlen aus?

Und warum werden wir nur mit diesen Zahlen gefüttert, als würde eine Zahl etwas ausrichten, als würde das Geld losziehen und mit sich etwas Vernünftiges anstellen.

Der Auftrag an Europa und die europäischen Armeen müsste doch lauten: ihr kriegt genug Kohle! Macht was Vernünftiges und Abschreckendes daraus. Nun, da Trump uns die Freundschaft aufkündigt, müssen wir auf seine blöden Sprüche doch nicht mehr hören, von wegen fünf Prozent vom BIP! Bloß weil die Amerikaner das meiste Geld weltweit in die Rüstung stecken, heißt das nicht, dass es was bringt? Hat ihnen der Irak-Krieg was gebracht? Afghanistan? Vietnam? Die Amerikaner sind ein Volk von Kaspern, die noch dazu jetzt die Macht übernommen haben! Sie haben die meisten Gefängnisse und die meisten Insassen pro hunderttausend Einwohner. Und die meisten Morde und Amokläufe. Und die meisten Drogentoten wahrscheinlich auch. Denen kann man doch nicht glauben!

Ich bin kein Pazifist,

beileibe nicht (obwohl: rein ganz persönlich für mich schon). Aber es muss doch in der Armee Menschen geben, die wissen, wo der Schuh drückt, was man anders machen müsste, damit der Laden mit dem Geld, das er hat, läuft. Welche strukturellen und sonstigen Probleme angegangen werden müssten, damit die Panzer fahrtauglich, die Hubschrauber flugfähig und die Korvetten seetüchtig sind. Oft reicht es schon, den unteren Rängen zu vertrauen, ihnen Verantwortung zu übergeben und den perfektionistischen Kontrollwahn der Juristen aufzugeben.

Andererseits finde ich eine dysfunktionale Armee nicht unsympathisch.

Ich stelle mir das richtig nett vor, wie sie um die paar Panzer stehen und sich fragen, wer da jetzt reinkrabbeln möchte und schauen, ob er anspringt.

Werden WIR verarscht? Verarschen sie sich selber? „Ja, auch dich haben sie schon genauso belogen…“ sang Hannes Wader einst und das Lied hat mir immer die Tränen des gerechten Zorns in die Augen getrieben, mit dem ich mich richtig wohl gefühlt habe.

Unsere PolitikerInnen, behaupte ich mal, fürchten sich davor, hinzugehen und zu schauen, was man besser machen kann.

Ich verstehe das.

Da taucht ein Problem auf, da wird einem ein Mikro vor die Nase gehalten, da ist der Ruf nach mehr Geld das, womit man derzeit am wenigsten falsch machen kann (wofür man nicht sofort gegrillt wird). Aber es ist falsch. Genossen! Es ist falsch!