„2000 Euro steuerfrei“ ist das einzig vernünftige Wahlplakat, das ich derzeit im Pankower Stadtbild sehe. 2.000 € pro Monat sind genaugenommen noch zu wenig. Nach meinem (un)maßgeblichen Gefühl müssten es 3.000 sein. Für einen allein. Für ein zusammenlebendes Paar 4.000. Und für jedes im Haushalt lebende Kind nochmal 500 bis 1.000. Bei den heutigen Lebenshaltungskosten ist das nicht zu viel.

Überhaupt müsste der Grundfreibetrag bei den Kosten fürs Wohnen ansetzen. Man könnte es also auch andersrum machen: man kann vom Einkommen bei der Steuer die Kosten fürs Wohnen, alle notwendigen Versicherungen abziehen, und dann noch einen Tausender pro Haushalt und 300 für jeden, der da wohnt1. So kompliziert ist das nicht. Die ganzen sch… Angaben machen wir sowieso mit jeder Steuererklärung.

Der jetzige Grundfreibetrag ist doch ein Witz.

11.604 € pro Jahr, das sind 967 € pro Monat. Der Mensch braucht nicht nur ein Dach überm Kopf und was zu essen. Schon dafür reichen 967 € vorne und hinten nicht. Er braucht auch Kultur, also mal einen Ausflug, Sonne, eine Reise, Tierpark, Kino, Theater, Netflix, das kostet alles.

Klar kann man sagen, dass der Grundfreibetrag nur das wirklich Allernötigste abdecken soll, aber was das Allernötigste ist, legen Leute fest, die alle im Höheren Dienst arbeiten, deren Gehälter von den Steuern bezahlt werden, die wir abdrücken2, und die ab 6.000 € aufwärts verdienen, … oder bekommen. Die rechnen da was zusammen, von dem sie selbst niemals leben könnten.

Und nach den mindestens 2.000 € pro Nase und Monat sollten die Steuern auch ganz langsam anfangen und ganz langsam steigen. Und der Spitzensteuersatz sollte frühestens bei zehntausend pro Monat anfangen und nicht wie jetzt schon bei fünfeinhalb. Dann kann er auch kräftig sein, was er mit 45% andererseits schon ist.

Wir gehen beim Steuertarif zu sehr davon aus, was der Staat braucht (oder meint zu brauchen) und zu wenig davon, was der Mensch braucht.

Natürlich rattert jetzt im Hinterkopf der Staatshaushalt

– die steigenden Rentenlasten (lasst alle ins Land Gekommenen arbeiten), die steigenden Verteidigungsausgaben (schafft eine europäische Armee, die für insgesamt zweihundert Milliarden zu haben sein muss, nicht für mehr als dreihundert wie jetzt). Es gäbe sicher eine Menge Möglichkeiten, um effektiver zu wirtschaften.

Ich spüre auch die Angst vor solchen Veränderungen. Ja, der Mensch will leben, er will seine Pfründe (was für ein putziges altes Wort) nicht verlieren, zu Recht. Jedem seine Pfründe, die er braucht, um zu leben.

Wähle ich also „Freie Wähler“?

Mal sehen. Es wäre eine verschenkte Stimme. Andererseits: ist nicht jede Stimme verschenkt?


  1. Kosten fürs Wohnen sind Miete und Nebenkosten oder Kapitaldienst und Nebenkosten. ↩︎
  2. Das ist kompliziert – auch meine Bezüge stammen von euren Steuern, auf die ich wieder Steuern zahlen muss, das ist ein verwirrender Kreislauf. ↩︎