Viele fragen, warum sich die CDU so lustlos mit der SPD abmüht, obwohl wir doch Mitte-Rechts gewählt haben. Manche fordern (noch hinter vorgehaltener Hand), dass man mit der AfD zusammengehen sollte, es wäre die viel natürlichere Verbindung.
Was sie nicht bedenken: die AfD ist noch nicht reif!
Der Anteil an Juristen und Politikwissenschaftlern in der Fraktion ist viel zu gering.
Er muss bei mindestens 75% liegen.
Der klassische Werdegang des gemeinen Abgeordneten
sieht ein Abitur mit Auslandsaufenthalt, ein Studium der Rechts- oder Politikwissenschaften, gerne kombiniert mit Soziologie oder Geschichte, bei Hang zu Extravaganzen Germanistik oder Islamwissenschaften vor. Danach steht die Leitung des Wahlkreisbüros eines Bundestags- oder Europaabgeordneten an oder ein Referendariat in einer Rechtsanwaltskanzlei. Denkbar ist auch eine Promotion zu einem Thema wie „Ist der Klimawandel noch zu retten?“ oder „Müssen wir für FahrgästInnen mit Körpergröße über zwei Meter gesonderte Erlebnisräume im ÖPNV schaffen?“ o.ä. Auch eine Stelle im Konrad-Adenauer-Haus qualifiziert.
Die etablierten Parteien, zu denen mittlerweile die Linke überraschenderweise gehört, erfüllen diese Quote vorbildlich. Die Streber von den Linken erfüllen sogar die Frauenquote. Wollen halt Musterschüler sein, die Nervensägen. Also: alle Parteien haben es vermocht, den Anteil an originären (nativen) Politikern, Juristen, Medienleuten, Lehrern und Sozialarbeitern bei Dreiviertel zu halten1,
außer die AfD.
Die kommen so knapp auf die Hälfte. Die haben z.B. viel zu viele Elektroinstallateure in der Fraktion! Klempner sollen dabei sein, Militärs, ein Überangebot an Offizieren! Es ist doch völlig klar, dass die nicht koalitionsfähig sind. Weil sie die Codes nicht kennen. Was nützt es zu wissen, was ein FI-Schalter oder ein Schnüffelstück ist2, wenn es darum geht zu klären, ob ein alleinstehender Wohnungsloser mit Einkünften aus gewerblicher S-Bahn-Bettelei zum Freiberufler wird, wenn er singend bettelt und ob er dafür eine Ausbildung an einer staatlichen Musikschule durchlaufen haben muss, … und ob das Mitführen des Zeugnisses der abgeschlossenen Sängerausbildung beim Wohngeldantrag … ach nein, er war ja wohnungslos.
Da ist so ein Elektriker doch verloren!
Da muss Alice Weidel mal drüber nachdenken, wie sie mehr Juristen in die Partei und auf die Wahllisten bekommt.
Es ist ganz einfach. Der letzte Bundestag hat 645 eingebrachte Gesetze gehabt, das sind grob gerechnet pro Werktag ein Gesetz. Sie haben 548 beraten und 333 verabschiedet. Was braucht es dafür? Juristen! Keine Klempner!
So ein Gesetz ist doch kein Badezimmer!
Wir leben in einer Wachstumsgesellschaft. Wenn der Laden laufen soll, darf der Ausstoß an Gesetzen nicht lahmen! Klempner und Offiziere würden nur sachfremde Fragen stellen, wie: Brauchen wir so ein Gesetz überhaupt? Sie würden den ganzen Betrieb aufhalten.
Und vor allem: es bedarf eines stabil in der Fraktion verankerten Glaubens, dass ein Gesetz, eine Vorschrift, eine Meldepflicht ein Problem lösen kann! Denn wie soll man sonst voller Enthusiasmus z.B. ein Vorhaben wie die elektronische Patientenakte oder die elektronische Krankschreibung in Paragrafen gießen können, wenn man nicht daran glaubt, dass alle drei Jahr neue Software und neue Geräte und neue Arbeitsabläufe den Ärztinnen und Ärzten, den PatientInnen, nicht zuletzt den ArbeitgeberInnen das Leben leichter machen, vielleicht sogar irgendwie das Problem mit den langen Wartezeiten en passant erledigen etc.
Man muss daran glauben, dass es gut ist, die Leute auf Trab zu halten!
Dazu bedarf es das Mindset eines Juristen, eines Menschen, dem mit Paragrafensprech das Gehirn ausreichend gewaschen ist, dazu bedarf es eines Mindestabstands vom Kleinklein des täglichen Lebens, sonst verliert man sich zu schnell in den Details und ganz bestimmt verliert man das große Ganze aus den Augen. Alles klar, liebe AfD? Nicht so viele Klempner und Elektriker! Die sind knapp, die sollen arbeiten gehen und nicht im Bundestag rumsitzen – oder noch besser: steckt sie ins Facility Management. Kabel und Rohre werdet ihr doch in euern Büros auch zu verlegen haben.
- Die treiben es sogar so weit, dass sie in den anderen Kategorien wie „Selbständige/Unternehmer“ solche nativen PolitikerInnen verstecken. Da reicht eine (hoffentlich beim Finanzamt angemeldete) freiberufliche Nebentätigkeit als Kolumnist und schon hat man bescheiden verborgen, dass man eigentlich schon bei 80 Prozent liegt. Vorbildlich, Herr Nouripour!. Man soll den anderen kein schlechtes Gewissen machen, kann aber bei Bedarf nachlegen. ↩︎
- Zwingend norddeutsch auszusprechen! Schnüffelstück = Schnüffelventil. Das wird bei Kolbenpumpenanlagen auf den Druckkessel aufgesetzt, um gezielt Luft anzusaugen und damit das Druckpolster zu stabilisieren. Damit erreicht man konstante Druckverhältnisse in der Hauswasseranlage. (Gibt es eigentlich wirklich ein „Schnüffelstück“? (Technik, Film, Heizung)) ↩︎
Dieser Text ist zur Gänze erst wirklich verständlich, wenn man die ungeteilt positiven Erfahrungen vieler Menschen unseres Landes mit hervorragenden Vertretern des Dachdeckergewerkes berücksichtigt.
Wieder mal sehr klug und lesenswert. Danke! Das wäre auch mein Wahlsystem aus sehr ähnlichen Gründen.