Es ist schön, wenn in einer Demokratie die Wellen hochschlagen und sich mal was verändert. Nun ist Italien ein schlechtes Beispiel, weil es ohnehin das Land in Europa mit den häufigsten Regierungswechseln ist. Trotzdem stimmt mich so ein friedlicher Fahnenwechsel froh. Es war ja seitens des Ministerpräsidenten Conte überhaupt erstmal ein Aufrichten seiner Fahne, die vorher am Boden lag, oder die er noch nicht gefunden hatte. Nun ist Salvini vorerst raus und das freut mich und ich frage mich warum. Weil ich weder Conte noch Salvini wirklich kenne, und schließlich bin ich ja doch froh, dass die Südgrenzen Europas weitgehend dicht sind. Und auch wenn das blöde Bilder und schlechte Schlagzeilen produziert hat, war es doch in vielem Salvinis Verdienst.

Und so heißt es nun: der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen. Oder wie es einst Noske formulierte: „Einer muss(te) der Bluthund sein.“

Damit wir Gutmenschen weiter uns als solche fühlen können. Denn die Grenzen werden weitgehend geschlossen bleiben, worüber sich auch ein Gutmensch heimlich freut.

Und so bin ich am Ende dieser kurzen Betrachtung wieder mal ein Stückchen misstrauischer gegenüber meinen eigenen Gefühlen. Was bedeutet es denn schon, dass Conte statt einer rechten nun einer linken Regierung vorstehen wird? Wir wurden von einer linken Regierung in den Jugoslawienkrieg geführt; eine linke Regierung hat das weit verhasste Hartz-IV-System eingeführt. Und trotzdem zeigt Italien gerade: Demokratie kann funktionieren. Hüte Dich, Boris!