Darauf kam es nur eine Antwort geben. Der Reim ist zu alt und zu mächtig, und auf eine Art auch zu wahr. Niemals in meinem Leben habe ich sie gewählt. Es käme mir auch nicht in den Sinn. Jetzt haben sie den sympathischen Teddybär als Chef. Ich mag ihn. Aber ich weiß nicht, was er will, ob er was will, ob er überhaupt was wollen kann.

Aus Gründen, die ich nicht verstehe, lese ich gerade Trotzkis „Versuch einer Autobiografie“. Darin schreibt er: „Hinter den mächtigen Zahlen der deutschen Sozialdemokratie verspürte man deutlich einen Schatten der Ohnmacht.“

Oder wie Tucholsky es ausdrückte, unnachahmlich vorgetragen von Gerd E. Schäfer: „Wenn man SPD wählt, tut man was für die Revolution und weiß, mit dieser Partei kommt sie ganz bestimmt nicht. Und das ist sehr wichtig für einen selbständigen Gemüseladen.“

Heute sind nun die Gemüseläden fest in türkischer Hand,

die interessieren sich nicht für die SPD. Und die SPD interessiert sich nicht mehr für selbständige Gemüseläden. Jan Fleischhauer nennt das politische Personal durchakademisiert. Die neue SPD heißt AfD.  Das haben sie nun davon.

Sie liegen jetzt stabil bei 15%, aber nur, weil ihre Stammwählerschaft sich gesund ernährt und nicht mehr soviel trinkt. Und außerdem dank SPD vernünftig krankenversichert ist. Oder stimmt das gar nicht und das war eher Bismarcks Verdienst?

Es ist ein tragisches Paradox.

Wir sind bestimmt neben Schweden das sozialdemokratischste Land auf Gottes weiter Erde, aber ohne Sozialdemokraten. Die spannendste Frau ist noch Saskia Esken als alte Straßenmusikantin, aber die kann wegen ständiger Missmutigkeit niemand leiden. Dabei ist sie vielleicht gar nicht so missmutig. Sie glaubt nur, sich diesem Haufen von alten Funktionären anpassen zu müssen, was sich in ihre Mundwinkel gefräst hat.

So ist das: selbst eine ausgebliebene Revolution frisst ihre Kinder.

Nun denn: genießt eure letzte Regierungsbeteiligung.

Nehmt mit, was ihr mitnehmen könnt. Das tun wir alle. Unten in der Kanálisation, da üben schon wieder die Ratten Karate, sang Gerhard Gundermann, auch wenn man noch keinen sieht, der einem Trotzki das Wasser reichen könnte. Nur weil das alles im letzten Jahrhundert grandios gescheitert ist, heißt es nicht, dass es vorbei ist. Und ihr habt damals keine Lösung gehabt, und ihr habt sie heute nicht.

Ihr habt zu viele Kompromisse machen müssen.

Und ihr habt gedacht, die Grundkonstruktionsfehler mit ein paar Stützpfeilern und etwas Putz beheben zu können. Metaphorisch gesprochen. Wie die Liberalen habt ihr vergessen, was euer Name bedeutet. Da nützt es auch nichts, mit Hubertus Heil den Inbegriff eines Sozialdemokraten als Arbeitsminister zu haben. Gut informiert und gut genährt, nur etwas dröge.

Beeindrucken würde mich, wenn ihr die Koalition jetzt platzen ließet

und die CDU zwänget, sich zu ihrer schwarzen Seele zu bekennen. Wenn noch mal sowas wie Charakter aufschiene im Todeskampf. Aber wieder werdet ihr euch zu eurer staatspolitischen Verantwortung bekennen. Nun denn: in Schönheit vergehen.

Wüsste ich einen Schlachtruf für den nächsten Wahlkampf der alten Dame?

Es ist schwer.

Dabei bin ich im Herzen Sozialdemokrat.