Zum dritten Mal: ein grüner Diktator ist dringend erforderlich.
Fleisch essen ist schlecht,
nicht nur für das Klima, weil die Viecher so viel pupsen, sondern auch für die Artenvielfalt, weil man für 100 Gramm Filet vier Kilogramm Futter braucht, was zu viel Lebensraum beansprucht, die Böden auslaugt und so weiter, und natürlich weil so ein argentinisches Rind erst Mal über den großen Teich muss.
Ich nehme mir vor, wochentags kein Fleisch mehr zu essen. Und keine Wurst.
Dann gehe ich in die Kantine und reflexartig greife ich nach dem überbackenen Schnitzel für 5 Euro, weil sich mir der Verstand ausschaltet, wenn ich „Hunger“ habe.
Also ich kenne Hunger nicht. Gott sei Dank. Meinem Magen ist immer bloß langweilig. Das Schnitzel hat schon diese Konsistenz, so faserig, fast wie durchgedreht, dem sieht man das Unglück des Schweins, das dafür ein halbes Jahr in so einer verfickten Box gestanden hat, regelrecht an.
Ich gehe nach der Arbeit zur Bushaltestelle (SEV) und eine Burger-King-Wolke weht mich an. Mein Verstand setzt aus. Hot Chili Lover Beef Double und einen 6er King Wings. Mir wird das den ganzen Abend immer wieder hochkommen, ich werde sozusagen zum Wiederkäuer wider Willen.
Wir gehen nach dem Shoppen zum Chinesen (weil ich ewig bei keinem mehr war) und was wird es: Ente kross. Tut meinem Herzen nicht gut und den Kniegelenken bestimmt auch nicht.
Aber Verstand siegt nicht.
Nicht für mich, nicht beim Essen. Uralte Muster meiner Kindheit siegen. Als Kind habe ich Bockwurst gehasst, oder Schweinebraten, böah, mir wurde übel davon. Aber es gab Ärger, wenn man beim Schweinebraten den Fettrand nicht essen wollte. Ich habe mich konditioniert.
Ich müsste den Vegetarier noch nicht einmal raushängen lassen, nach dem Motto: Du, hör mal, ich esse kein Fleisch mehr.
Es würde reichen, wenn ich bei all den Gelegenheiten, bei denen es egal ist und niemand sich dafür interessiert, zu etwas Anderem greife: es gibt auch bei Burger King einen Veggieburger. In der Kantine gibt es immer ein vegetarisches Gesunde-Küche-Gericht.
Man kann beim Chinesen was mit Tofu essen oder nur Gemüse.
Doch danach schauen meine Augen nicht.
Ergo: wenn „der Mensch“ weniger oder gar kein Fleisch mehr essen soll, dann muss „man“ das regulieren.
Dann muss man dazu stehen, dass man eine Verbotspartei ist.
Angeblich 10% der Menschen sind in Deutschland Vegetarier, 2% Veganer. Da hat schon eine Verdopplung stattgefunden. Allerdings sagen die Zahlen nicht, wie viele davon konsequent sind oder es nur gerne sein möchten wie ich zum Beispiel. Die Zahlen beruhen auf Umfragen. Und ich fürchte, der Anteil wird sich nicht zwingend signifikant weiter erhöhen. Nicht wenn ich mich anschaue.
Bei mir ist es sogar so: wenn ich mir vornehme, kein Fleisch mehr zu essen (oder keinen Alkohol mehr zu trinken), kann ich darauf warten, dass die Versuchungen mich überfallen und das Pendel zur anderen Seite hin ausschlägt. Montag dachte ich, dass ich einen alkoholfreien Abend haben werde. Plötzlich stand der Nachbar mit einer Flasche Whisky vor der Tür, weil er ein neues Auto gekauft hatte und das feiern wollte. Ich sage mal so: Die Flasche war Mitternacht ready for the Altglascontainer.
Und wenn ich gerade eine vegetarische Woche für mich ausgerufen habe, grillt garantiert einer auf dem Hof, der seine guten Vorsätze gerade verzweifelt über Bord geworfen hat.
Also: schreibe mir bittebittebitte der nächste Ernährungsminister oder sein Staatssekretär
einen wöchentlichen Ernährungsplan
mit detaillierter Einkaufsliste, was ich essen darf, was gut ist für das Klima und gegen das Bienensterben. Die Schwachheit des menschlichen Willens spielt bei den Koalitionsverhandlungen eine viel zu geringe Rolle.
Aber so am Ende meines Artikels angekommen… so als Hat-er-beim-Schreiben-was-gelernt-Abschluss … könnte ich den Speiseplan auch selber schreiben.
Nächste Woche fahre ich in den Urlaub nach Südtirol. Mal sehen, was sie da so an Vegetarischem im Angebot haben.