Ich kann es mittlerweile auswendig, und ich kann auch sagen, welche Begriffe sich dahinter verbergen.

Ich weiß natürlich nicht, was die einzelnen Begriffe für eine Bedeutung haben, weil ich diese Gefühlswelt kaum bis gar nicht kenne. Die ersten drei sind mir insofern geläufig, als lesbisch, schwul und bi Zuschreibungen sind, die mich seit Kindertagen begleiten, natürlich zu Beginn völlig ohne Ahnung, was sie bedeuten sollen, eher als Beschimpfung unter Klassenkameraden, wobei schwul und lesbisch dominierten. Bi kam erst dazu, als es auch eine erregende Komponente für den Heranwachsenden barg. Aber ansonsten könnte ich nur beim Thema schwul beisteuern, dass meine erste sexuelle Erfahrung im zarten Alter von ca. 14 Jahren mit einem Jungen war, und dass es Phasen im Leben gab, in denen ich auch mal davon phantasierte, einen anderen Mann anzufassen, verkürzt und unerotisch formuliert.

Wie ich dann darauf komme, einen Blog dazu zu schreiben?

Weil Joe Biden in seiner Rede im State Department, in der er die künftigen Linien seiner Außenpolitik darlegte, davon sprach, weltweit für die LGBTQI-Rechte zu kämpfen, und ich im ersten Moment dachte, als ich Bidens Genuschel nur halb verstanden hatte: da wird sich der Chinese aber freuen. Dildos statt Atomraketen, Schminkköfferchen statt Flugzeugträger. Ich habe ein bisschen gebraucht es einzusortieren, aber dann dachte ich: toll. Finde ich gut.

Was mich ärgert ist, dass dieses Abkürzungsungetüm immer weiterwächst und zur Verwässerung unserer Sprache beiträgt, obwohl es vorgibt, einen Beitrag zur differenzierteren und allumfassenderen Spiegelung der Wirklichkeit zu leisten.

Alle anderen als Heteros werden in einen Topf geworfen. (Das ist wie mit dieser Abkürzung PoC, people of color. Alle „Nichtweißen“ kommen in einen Topf.)

Erstaunlich, dass „Menschen, die menstruieren“ noch nicht dabei sind. Und was ist mit mir? Menschen, die sich einen runterholen? Vielleicht ist Selbstbefriedigung überhaupt das alle verbindende Element und man sollte es viel stärker in den Vordergrund rücken. Befummeln tut sich doch jeder, oder?

Oh! Nein! Schon wieder habe ich Menschen ausgeschlossen: Menschen, die gelähmt sind oder keine Arme mehr haben oder nie hatten. Ist das ein verflixter Kack mit dieser Political Correctness.

Letztens hat mir jemand, der sich betroffen sieht von dem Buchstaben „T“, glaube ich, sehr sachkundig erklärt, dass der Kopf einfach ein anderes Geschlecht hat als der Körper, das wäre, sozusagen, kurz und prägnant formuliert, die Problemlage. Und deshalb müsse der Körper dem Kopf, dem gefühlten Geschlecht sozusagen, angepasst werden. Dafür nimmt ER (zukünftig, jetzt noch eher SIE) Hormone und lässt sich wahrscheinlich irgendwann umoperieren.

Natürlich denkt so ein ignoranter alter Sack wie ich:  geht das nicht auch umgekehrt? Also dass der Kopf (das Gefühl) sich dem Körper anpasst.

Der Junge, der mir das erklärt hat, war sehr gut informiert, und seine Sprache klar und überzeugend. Als Mädchen hat er nie den Mund aufgekriegt. Wird also schon was dran sein.

Ich sehe ihn nicht allzu oft. Die einzige Aufgabe, die mir bleibt ist , ihn zu akzeptieren wie er ist, mir seinen neuen Namen, den er erstmal nur für sich gewählt hat, zu merken, ihn so anzusprechen, und einigermaßen normal damit umzugehen, wenn mir sein Mädchenname doch nochmal herausrutscht.

Mehr kann man am Ende nicht machen.

Am Ende geht es nur darum, den Einzelnen, der einem begegnet, zu respektieren.

Dafür muss ich aber nicht mit verzweifelten Neusprech-Operationen die Unterschiede in einem Buchstabensalat untergehen lassen. Sie bleiben doch da und suchen sich ihren sprachlichen Ausdruck.

Was wäre denn für mich gängig? Stino? Spießer? Hete? Macho? Chauvi?

Ich sehe es schon ein, dass es diesen LGBTQI-Topf braucht. Wie soll man sonst gehört werden?

Andererseits sagt es mir nichts mehr. Alle Nicht-Heten sind Eldschibitikjuai. Das ist wie dieser Vulkan, der Eyiafiallajökull heißt, und dann ist es schon wieder lustig.

Ich finde es also gut, dass Joe die Rechte der Eldschibitikjuaiisten stärken und verteidigen will, wollte ich nur sagen. 

 

PS:

Als Foto zu diesem Beitrag wollte ich mich zu einer richtigen Drag-Queen stylen lassen, hat aber nicht geklappt, also habe ich mich selber ein bisschen geschminkt. Was Besseres ist mir nicht eingefallen. Was war ich froh, als ich das ganze Zeug wieder aus dem Gesicht raus hatte.