Sascha Kowalczuk,

der zurzeit mit seiner Walter-Ulbricht-Biografie mein Leben bestimmt, hat geschrieben, auf X, das ja mal Twitter hieß, was ich viel sympathischer fand, dass sich das Bündnis Sahra Wagenknecht, weil die einen neuen Namen suchen (was soll aus denen werden, wenn Sahra mit Oskar in die ewigen sozialkommunistischen Schimpfgründe geht), Bündnis stalinistischer Würstchen nennen sollte.

Also … so geht das nicht.

Wenn ich sowas vorschlagen würde, wäre das in Ordnung. Aber Sascha! Der ist Historiker. Muss er sein, sonst könnte er nicht mehr als zweitausend Seiten über Walter Ulbricht schreiben, und meine Mutter hat immer gesagt (weiß nicht, woher sie diesen Satz hatte):

Geschichte ist die Lüge, auf die sich alle geeinigt haben.

Sie meinte damit natürlich den GeschichtsUNTERRICHT. Also das, wo dreißig minderjährige Menschen in einem Klassenraum stillsitzen und einem Lehrer zuhören müssen, der sich meist auch nicht für Geschichte interessiert , wie meine Mutter zum Beispiel, wie er davon erzählt, was er glaubt, oder glaubt zu glauben, wie es vor hundert Jahren auf der Welt zugegangen ist.

Stalinistische Würstchen kamen da nicht vor.

Stalin hatte es nie gegeben.

Der war eine Erfindung der zionistischen Imperialisten. So war das. Da war Geschichte noch einfach. Das merkte sich gut. Erst kamen die Urmenschen, dann die Sklavenhalter, dann die Feudalisten, dann die Kapitalisten mit ihrer Steigerungsform, den Imperialisten, und dann kamen wir. Das war eine schön zu merkende, einfache Lüge, auf die wir uns geeinigt hatten.

Also ich hatte mich nicht geeinigt, ich war bei der Einigung nicht zugegen, weiß nicht, warum, wahrscheinlich war ich noch zu klein. Das haben die sich da in der Einigungskommission gesagt: der Frank, der ist noch zu klein, aber wenn er mal groß ist, darf er auch mitlügen, wenn er sich als folgsamer Lügner erweist.

Das nur zum Background meiner Gedanken, man muss ja mal ein bisschen Background geben, nicht wahr? Oder gelt. Also

meine Oma, das gehört auch zur Geschichte,

die hat niemals „nicht wahr“ gesagt oder geschrieben, sondern gelt oder auch gell. Die kam aus Schlesien, von da haben die stalinistischen Würstchen sie vertrieben. Da war sie selber dran schuld. Warum hat sie auch meinen Opa zur Wehrmacht gehen lassen. Wäre der da nicht hingegangen, gelt, dann … nun gut, da habe ich Angst vor, das zu schreiben, weil sowas schreiben nur die bösen Revanchisten.

Also die stalinistischen Würstchen. Oder Bund stalinistischer Würstchen. Ich glaube, der Sascha will sich da über Sahras Bündnis lustig machen, also nicht wirklich lustig machen, der meint das schon böse, denn

Würstchen ist eine schlimme Beschimpfung.

Würstchen ist schlimmer als Arschloch und Wichser zusammengenommen. Das muss einem klar sein. Ein Arschloch kann immerhin noch aufs Klo gehen und eine Wurst rausdrücken. Ein Wichser, nun, der kann, … also wenigstens Schuhe putzen kann der, da sagt man dann auch wienern zu, hahaha, das ist lustig, weil Wiener ja auch Würstchen sind, es wird jetzt etwas kompliziert.

Zurück zum Thema. Immer diese Abschweifungen, furchtbar das. Ein Würstchen ist ja durch den Fleischwolf gedreht und völlig willenlos gemacht. Es kann nichts tun. Das ist wie in dem Film, der die vielen Oskars gewonnen hat, wo sie die Würstchenfinger hatten, Mann war das eklig. Ich musste mich schütteln. Und deshalb muss ich die Beleidigung eins a zurückweisen, auch wenn ich da gar nicht zugehöre und es mich auch nichts angeht, hat es mich doch im Innersten getroffen.

Und das von Sascha,

den ich so sehr schätze, auch wenn wir uns noch nie auf eine gemeinsame Lüge geeinigt haben. Er kennt ja meine auch gar nicht. Aber ich finde seine ziemlich interessant. Bloß, dass er Sahra, die so rührend aussieht, wenn sie ernsthaft ihre Weisheiten unters Volk bringt, als Oberwürstchen bezeichnet, sozusagen implizit, denn wenn das ein Bündnis von Würstchen sein soll, dann wäre sie ja das Oberwürstchen, finde ich nicht schön.

Selbst bei Walter Ulbricht, zumindest im ersten Teil, schimmert manchmal etwas wie Respekt, fast Zuneigung durch.

Vielleicht sollte er mal Sahras Biografie schreiben,

schließlich ist er Historiker, da würde er sie viel besser kennenlernen. Ist sicher schwer, Sahra kennenzulernen. Ich stelle mir das schwer vor. Andererseits hat Oskar sie auch kennengelernt. Oder Fabio. Ein Würstchen kann man nicht kennenlernen, das geht nicht. Ein Würstchen kann sie daher nicht sein. Da müsste man sie erst … na gut, das führt jetzt zu weit, und das kann selbst Sascha nicht wollen, trotz all seiner Wut, mit der er sich vielleicht mal beschäftigen sollte, weil das gut ist, sich mit dem Zorn zu beschäftigen, dem eigenen insbesondere, sagt einem jeder Psychologe. Rauslassen, … ja, gut, … hat er mit dem Vorschlag gemacht, fein, …, okay, bin stolz auf dich, Sascha. Hast deinen heiligen Zorn rausgelassen.

Bund stalinistischer Würstchen.

Das sitzt. Man kann zwar nicht sagen, was es bedeutet, aber es ist griffig, und ab und zu braucht auch ein Historiker was Griffiges. Man kann nicht dauernd differenzieren. Da wird man ja wirr im Kopf. Ab und zu muss man einen raushauen. Und es ist eine Lüge, auf die sich bestimmt viele einigen können. Ich kenne tatsächlich ein paar. Gibt ja heute nicht mehr nur eine Lügenfindekommission. Wir sind eine Demokratie. Da kann sich jeder eine aussuchen. Das ist gut. Das tut gut. Prima.

Und am Ende wählen wir, wenn wir wählen gehen, eh nur drei Buchstaben (auf die wir uns dann setzen können, wie man früher unverständlicherweise gesagt hat: setz dich auf deine drei Buchstaben – habe nie verstanden, welche drei Buchstaben das sein sollen). Ist also Wurst (haha), was die bedeuten.

Wer weiß denn, was genau FDP eigentlich ausgesprochen bedeutet?

Fatale Drastische Priester. Finde den Pranger. Fummel die Pussy. Das wäre dann so eine Trump-Partei. Warum nicht Bündnis stalinistischer Würstchen; also solange es Senf dazu gibt…. Da könnte man einen Würstchenwahlkampf machen, sicher ein sehr erfolgversprechendes Konzept. Das ist wie mit den roten Socken. Am Ende müssten sie dem Sascha für die Idee noch was zugeben. Ein Hot-Dog-Abo in den heiligen Eingangshallen von Ikea.

Beschimpfungen und Beleidigungen muss man sich verdienen,

sie sind wie Ehrennadeln.

VKb – Von Kowalczuk beschimpft.

Ich sehe schon das Abzeichen am Revers der stalinistischen Würstchen (m/w/d).