Es gibt ja keinen Zweifel mehr: der Öffentlich Rechtliche Rundfunk ist – wie so Vieles – aus der Zeit gefallen. Als er gegründet wurde, gab es nichts anderes als Fernsehen, das man schauen musste, wenn es ausgestrahlt wurde, und Radio. Damals hatte ich ein paar feste Termine, als überzeugter Ostdeutscher meist im DDR-Fernsehen, was heute der MDR ist (kleiner Scherz), zum Beispiel: Professor Flimmerich am Samstag Nachmittag. Oder Mach mit, mach’s nach, mach’s besser am Sonntag Vormittag, oder Tausend Teletipps mit Mini-Kino, Schippeldischnappeldischehr, der Meister Nadelöhr, oder ein paar Serienhighlights wie „Der Seewolf“ oder „Zur See“ oder auch, ich gebe es zu, „Das unsichtbare Visier“ oder mal so eine freudige Überraschung wie „Ironie des Schicksals“, oder, was ich von der Erstausstrahlung an gebannt geschaut habe, damals wohnte ich in Frankfurt/Oder, „Das Boot“. Ich war zuzeiten ein „Kessel-Buntes“-Gucker, als es noch von den drei Dialektikern moderiert wurde.

Und so weiter und so fort. Samstag Nacht kamen Gruselfilme, die ich geguckt habe, wenn meine Eltern im Bett waren. Und dann musste ich diese unsäglichen Karl-May-Filme mit Pierre Brice schauen. Ich habe auch Nachrichten geguckt. Erst Willi Schwabes Rumpelkammer, dann „Der schwarze Kanal“ von und mit Karl Eduard von Schnitzler. So etwas vergisst man nicht. Oder die „Notizen aus der Provinz“ mit dem unvergleichlichen Dieter Hildebrandt.

Dahin dahin!

Vom Winde verweht sozusagen. Schön wars gewesen. „Das unsichtbare Visier“ scheinen sie auf Amazon zu verhökern. Aber nehmen wir mal an, sie würden ein Einsehen haben, dass es in Zeiten tausender Streamingdienste nicht mehr zuzumuten ist, einen davon zwangsweise zu abonnieren, und sie würden, weil sie so überzeugt von sich sind, Spartenkanäle daraus machen, die jeder abonnieren kann, der sie will. Welche(n) würde ich nehmen?

Mir fällt keiner ein.

Was sie so an Unterhaltungssendungen bieten, ob Quizshow oder Samstagabendunterhaltung, interessiert mich nicht, schaue ich schon lange nicht mehr. All diese Krimiserien und Vorabendserien gehen mir am Allerwertesten vorbei. Sport gucke ich nicht, ab und zu mal Sportschau am Samstag, wenn ich wirklich nichts besseres vorhabe, aber ich sehe ein, dass man für den durchkommerzialisierten Fußball keine Gebührengelder verschwenden sollte. Solche Sachen wie „Bares für Rares“ können sie auch bei RTL verwursten. Am ehesten würde ich eine Art Nachrichten- und Dokumentationskanal schauen, aber auch da gibt es genügend Angebote.

Das Öffentlich-Rechtliche ist der Qualität nicht zuträglich.

Wie oft winde ich mich bei Interviews vor Scham auf meinem Sofa, wenn sie ihre Gesslerschen Hüte gegrüßt haben wollen. Wenn es bei einem Besuch von Wadephul in China gleich in der zweiten Frage wieder um die Menschenrechte geht. Brauche ich nicht. Sie danken einander für ihre Einschätzungen. Wenn sie unhöflich sind und ihren Gästen ständig ins Wort fallen, meinen sie, sie wären investigativ.

Was würde uns denn fehlen?

Die Funktion, eine einheitliche Meinungsbildung vorzunehmen, oder das Volk mit einem Straßenfeger gemeinschaftlich vor der Glotze zu versammeln, ist verlorengegangen. Der Regierung stehen wahrhaftig eine Menge Möglichkeiten offen, ihre Nachrichten unters Volk zu bringen. Und um den kritischen Journalismus muss man sich keine Sorgen machen. Den gibt es ja. Und wer weiß, vielleicht würden all die Nasen von Maischberger bis Illner einen zweiten Frühling bekommen, wenn sie sich neu verkaufen müssten.

Es war nicht schwierig, den DDR-Rundfunk abzuschalten.

Erinnert sich noch jemand an Mühlfenzl? Ich nicht, ich musste mir den Namen ergoogeln. Innerhalb von einem Jahr hatten sie das Problem damals gelöst. Das muss doch wieder möglich sein.