Nun schreien sie Zeter und Mordio. Dabei war es meine absolut zutreffende These schon gleich nach der Wende: Die SED war die CDU der DDR. Bevor nun alle aufschreien: Ich meine das nicht in erster Linie der politischen Inhalte wegen. Da mag es diesen oder jenen Unterschied gegeben haben. Beide Parteien vereint, dass sie staatstragend agieren, dass sich in ihnen Menschen gesammelt haben, die von ihrer Natur her dem Staate treu sind, die Recht und Ordnung mögen, die gerne Anzüge tragen und wichtig sind. Insofern ist eine Koalition zwischen Linken und CDU die logische Konsequenz. Jenseits aller gerechten Empörung – erstaunlicherweise scheint die in erster Linie von der CDU auszugehen – gibt es ein verbindendes Element. Oder mehrere. Natürlich hatte die Linke Phasen, in der Leute mit bunten Haaren und Rosa-Luxemburg-Attitüde die Macht an sich reißen wollten, aber gesiegt haben Dietmar Bartsch und Bodo Ramelow.
Die würden der CDU beide gut zu Gesicht stehen. Gegen die ist der Herr Möhring ein windiger Geselle. Wenn die CDU also alle Ideologie, die sie sonst anderen so gerne vorhält, über Bord werfen könnte, dann stünde einer glücklichen Verbindung staatstragender Kerle, echter Männer eben, nichts mehr im Wege.
Nach der Wende konnte die CDU die Genossen nur deshalb nicht gebrauchen, weil der ganze Postenschacher sonst nicht gelaufen wäre. Diese Massen an Westbeamten, die im Osten nochmal die zweite Luft fanden, sind jetzt lange in Pension. Traut euch. Werft die alten Reflexe über Bord. Nehmt die roten Socken von der Leine; zieht sie an. Die sind en vogue. Die Genossen tun euch nichts. Die werden mit euch um Industrieansiedlungen kämpfen, vielleicht wollen sie den Arbeitnehmern bisschen mehr Geld zahlen, aber Gott! Da steht ihr doch drüber, oder? Gemeinsam könnt ihr prima über die Grünen lästern, das wird ein Spaß.
Ihr müsst euch nur von den alten Zöpfen, den pawloffschen Sprachreflexen befreien, von dem Sabber, der euch aus dem Maul läuft, wenn ihr Stasi sagt oder: Unrechtsregime. Dann wird das schon. Übt! Übt! Das nächste Mal steht die gleiche Übung mit der AfD an, wenn es die oder euch dann noch gibt. Ich meine: wie weit habt ihr es schon gebracht? Wenn ihr heute sagt, alle demokratischen Parteien müssten miteinander reden können, meint ihr die Linke doch mit. Wer hätte das vor zwanzig Jahren für möglich gehalten?!
Das klingt am Ende fast ironisch. So meine ich das gar nicht. Staatstragend. Ist doch eine gute Vokabel. Einer muss den Laden am Laufen halten, den masochistischen Wählern die Gesetze zaubern, über die sie sich dann aufregen können, weil kein Schwein sie mehr versteht, nicht mal die, die sie geschrieben haben.