Heute wurde wieder einmal irgendwo Richard David Precht erwähnt. Ich als sawOm möchte an dieser Stelle mal etwas bekanntmachen: Ich bin der einzige Mensch auf Gottes deutschem Erdball, der Richard David Precht nicht kennt. Ich habe noch keine Zeile von ihm gelesen. Wenn er im Fernsehen mir zufällig begegnet, zappe ich weiter. Ich bin sozusagen sein Verneiner, und als solcher verhalte ich mich natürlich trotzdem zu ihm.

Ich glaube, seine einzige Leistung besteht im Titel dieses Buches: „Wer bin ich, und wenn ja, wie viele?“

Der Titel ist cool. Als ich den Autor aber das erste Mal sah (man kann seinem Anblick nicht konsequent entgehen, wenn man wie ich ab und an Zeitung liest oder fernsieht), wusste ich, dass da nicht mehr sein kann.

Das ist wie „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“. Ein Titel, bei dem man das Buch dazu nicht braucht, weil er sich selbst genug ist. Gut, ich gebe zu, DAS Buch habe ich gelesen, fand es damals cool, aber die einzige Info, die daraus für mich hängengeblieben ist, war, dass tschechische Ärzte in die Dusche pinkeln. Ich finde das nachvollziehbar. Nichts entspannt mehr als das Geräusch fließenden Wassers.

Zurück zu Richard David:

Ich kenne niemanden, der mich je auf Richard David Precht angesprochen hätte, was er da wieder Weises gesagt hätte. Wahrscheinlich verkehre ich mit den falschen Leuten. Dagegen sauge ich Meinungen auf, die mir meine eigene spiegeln: Richard David Precht hat nichts geleistet als den nahegehenden Titel dieses Buches, und wahrscheinlich hat ihm dabei noch sein Verleger oder der Lektor geholfen, oder eine wirre Bekannte, die für den Spruch wochenlang in die Geschlossene musste.

Die Ungerechtigkeit meiner uninteressanten Darlegung (denn was schert es den Berg, wenn der Prophet ihm an die Basis pinkelt) führt nun dazu, dass ich denke, ich müsste mal was von ihm lesen. Oder mal in seinen neuen Podcast mit Markus Lanz reinhören.

Nein, muss ich nicht.

Ich will alle ermutigen, die wie ich Richard David Precht bisher erfolgreich ignoriert haben (obwohl: spricht dieser Artikel für eine erfolgreiche Ignorierung?), weiterhin dabei zu bleiben. Da kann nichts sein, was mit dieser Frage: wer bin ich und wenn ja, wie viele? nicht abgegolten wäre.

Natürlich ist es tragisch, wenn man den Rest seines Erdendaseins dem einzig Wahren, das man je getan hat, hinterherhecheln muss. Tut mir auch leid für ihn. Finanziell steht er sich dabei sicher nichts aus.

Mag sein, dass es an seiner Frisur liegt. Ich bin mir nicht sicher. Auch dieser dauernde Drei- bis Zehntagebart hilft nicht weiter.

Außerdem ist es zu spät, auf diesen Zug noch aufspringen zu wollen. Ich habe immer das Bild eines zwischen Kassel und Wilhelmshöhe hängengebliebenen ICE, der andauernd einen dieser beiden Bahnhöfe zu erreichen sucht, es aber nie schafft. Eine kurze Recherche zeigt mir: der Bahnhof heißt Kassel-Wilhelmshöhe. Was für eine freudsche Fehlwahrnehmung.

Jetzt recherchiere ich mal noch weiter: geboren ist RDP in Solingen, wo die Messer herkommen.

Also: wahrscheinlich ist es ein reiner Neidkomplex, der mir hier die „Feder“ führt, aber allein bei meiner kurzen Recherche zu seinem Geburtsort musste ich fünf Portraitfotos von ihm erfolglos ausweichen.

Wenn das hier ein wirklicher RDP-Fan liest, möge er mir bitte in zwei Sätzen kundtun, warum ich unrecht habe, oder aber für immer schweigen.

Und: was mich auch noch interessieren würde: gehört RDP zu den Autoren, die von viermal so viel Menschen gelesen werden, wie Bücher verkauft wurden oder zum Gegenteil: wird er verschenkt und gekauft, weil man denkt, man müsste das gelesen haben oder macht sich gut als Geschenk – und versauert dann im Regal (oder auf dem e-Book). Gibt es dazu Statistiken?