Ein Krankenwagen fährt durch Düsseldorf. Am Straßenrand stehen ein paar Covid … ähhh … Leugner? … Gegner?, keine Ahnung – und aus dem Krankenwagen kommt über die Lautsprecher die Ansage:

„Ihr seid doch Spinner.“

So weit, so unerheblich.

Die Ungerechtigkeit besteht halt darin, dass die Demonstranten ihm nicht antworten können, weil er mit Tatütata vorbeirauscht. Das ist wie ein Radfahrer, der einem Autofahrer den „Stinkefinger“ zeigt oder umgekehrt, er lässt Dampf raus, ohne dass er sich wirklich auseinandersetzen muss.

Dann geht die Kamera, die den Krankenwagen filmt, auf eine der Demonstrantinnen, die sofort in druckreifem Hochdeutsch erklärt, was hier passiert ist:

Na das ist ja asozial, hast du das gefilmt? Das war ein Krankenwagen, der hat durch’s Mikrofon gesagt: Ihr seid doch Spinner.“

Hinter ihr steht ein Mann mit Cowboyhut und einem Plakat „Corona-Rebellen Düsseldorf.com“ und einem weiteren Schild, auf dem „Aufwachen!“ zu lesen und eine durchgestrichene Spritze zu sehen ist. Die Frau hatte eine Deutschlandfahne und eine rot-weiß-blaue Fahne mit einem Wappen in der Hand.

Der Sanitäter oder Fahrer, der „Ihr seid doch Spinner!“, durchgab, sagte das in diesem selbstverständlichen Ton, in dem die unaufgeregte Weisheit des Volkes daherkommt, der Tonfall des in sich ruhenden Lastwagenfahrers, Bauarbeiters oder eben Rettungssanitäters.

Der Tonfall der Frau war der einer in ihrem tiefsten Gerechtigkeitsempfinden getroffenen Schülerin, die ihre gerechte Empörung in Sachlichkeit zu kleiden sucht.

So weit und immer noch so unerheblich.

Und jetzt ist das ein Aufreger im Netz. Und das ist das eigentliche Problem. Der Sanitäter und die Demonstrantin hatten jeder ein bisschen Dampf abgelassen. Er hat nicht „blöde V…“ gesagt, sie hat ihm kein „Nazi“ hinterhergebrüllt. Es ging vergleichsweise zivilisiert zu. Nun wird versucht herauszukriegen, wer der Rettungssanitäter ist, der das gesagt hat.

„Die Äußerung über die Lautsprecheranlage des Fahrzeugs ist unangemessen und spiegelt nicht die Professionalität wider, die wir von allen Mitarbeitenden erwarten“, teilte die Feuerwehr in einer Stellungnahme mit.

So steht es bei gmx.de im Nachrichtenblock. (Hauptsache, er hat Mitarbeitende und nicht Mitarbeiter gesagt.)

Ist das nicht furchtbar? Könnte sich da nicht mal jemand hinter seine Mitarbeiter stellen?

Es sei bedauerlich, „wenn sich Demonstranten durch die Durchsage in ihrer freien Meinungsäußerung eingeschränkt gefühlt haben“.

Geht’s noch? Was ist denn mit dem Recht auf freie Meinungsäußerung des Rettungssanitäters? 

Das ist geschwurbelter Scheiß, wie ihn Pressesprecher, die alle bis zum vierten Semester Jura studiert haben, absondern, damit ihnen und ihren Chefs keiner ans Bein pinkeln kann.

Die Corona-Rebellen demonstrieren, und ein Rettungssanitäter sagt ihnen, was er davon hält. Dadurch sind die Rebellen doch nicht in ihrem Recht auf freie Meinungsäußerung eingeschränkt, auch wenn sie sich so fühlen.

Am Ende ist die empörte Demonstrantin eine alte Petze, die den Typen verpfeift, der Frau Lehrerin ist doof an die Tafel geschrieben hat. Petze, Petze ging in‘n Laden, wollt für‘n Dreier Käse haben, Käse, Käse gab es nicht, Petze, Petze ärgert sich.