Kontrollierende Unterwürfigkeit in Houellebecqs „Unterwerfung“

Er hat sich zum Schluss die Aussicht auf zwei bis drei Frauen gegönnt. Das ist schön für die Hochschullehrer, dass eine islamische Machtübernahme ihnen zwei bis drei Studentinnen als Ehefrauen aussucht, um die sie sich dann auch kümmern müssten, natürlich. Wozu die dann allerdings noch studieren sollen, bleibt mir unklar, wie insgesamt Vieles unklar bleibt. Das „Böse“ insbesondere. Es ist schemenhaft in diesem Buch, existiert nur im Kopf des Ich-Erzählers, alles bleibt geduldig in den demokratischen Strukturen. Er gönnt sich und uns nur ein paar Tote an einer Tankstelle, das war‘s. Ansonsten Literaturexkurse, die sich in die neue Zeit retten, in der Literatur nicht mehr entstehen wird, weil ihr die sexuelle Komponente fehlt, die er selber nur noch als depressive Variante liefert.

Houellebecq geistert durch mein Lesen wie eine ewige Aufforderung zur Auseinandersetzung, und dann so eine Enttäuschung. Ich weiß noch, wie ich „Elementarteilchen“ verschlungen habe. Wie die Generation der sogenannten Achtundsechziger, die gegen ihre Eltern und gegen die verdrängende Behaglichkeit der Nachkriegsjahre aufbegehrte, selber zu Tätern an ihren Kindern wurde, denen sie das Kind sein verweigerte, die ihre Elternrolle nicht mehr spielen wollte.

Der Ich-Erzähler in „Unterwerfung“ hat keinen Kontakt zu seinen sterbenden Eltern, er hat keine Kinder. Sein Berufsleben hat er der Literatur gewidmet. Tödliches langweiliges Trockenkopfgewichse. Aber ich habe mich durchgequält.

*** drei Sterne wegen des Prominentenbonus und weil ich sagen kann, ich habe ihn gelesen. Houellebecq gelesen zu haben (und nach dem Schreiben des Blogs den Namen ohne Nachschauen schreiben zu können) reicht für drei, vier Einwürfe bei Gesprächen, Freunden, Bekannten und Kollegen. Ansonsten kann ich das Buch nicht empfehlen.

Es sei denn, man braucht für seine Bar noch ein paar Alkoholempfehlungen. Das ist ihm immer eine detaillierte Erwähnung wert, was er bei den sonst seltsam unbeteiligten Begegnungen seiner Figuren in sich reinkippt.