Aufgefordert aufzuschreiben, was für mich am Mauerfall vor dreißig Jahren das Wichtigste war, kann ich nur sagen, dass ich froh bin, dass sie weg ist. Die DDR wird auch für mich zu dem, was sie in fünfzig Jahren ohnehin sein wird, nicht mehr als eine Fußnote selbst in der deutschen Geschichte.
Das traurigste ist für mich ja, dass es ewig dauern wird, bis der Gedanke an eine gerechtere Gesellschaft, was für mich meint, na ja, das dauert jetzt zu lange … kompromittiert ist, dass jeder, der nicht nachdenkt, gleich mit der Kommunismuskeule kommt. Dabei kann man gar nicht oft genug darauf hinweisen, dass so, wie das realsozialistische Experiment begann und sich fortsetzte zu dem Grauen, von dem ich ja kaum noch einen Hauch gespürt habe, nichts mit dem zu tun hatte, was ein Karl Marx sich vorstellte. Das war nicht Bestandteil seiner Theorie, dass damit in einem der rückständigsten Länder Europas begonnen wurde.
Im Grunde sind wir heute viel näher daran, gerade in den westlichen Ländern. Dazu kommt, dass es eine Wirtschaft brauchen wird, die vom Wachstumszwang wegkommt, der ja ausschließlich in unserem Geldsystem begründet liegt. Nun fängt unser Geld langsam an zu rosten, jetzt braucht es noch eine – oh Gott, noch so ein verbranntes Wort – Bodenreform, nach der die Nutzung von Grund und Boden eher auf Pacht, Nießbrauch, Erbbaurecht als auf Eigentum beruht. Es braucht eine neue Linke, die von den alten Grabenkämpfen zwischen Sozialdemokraten und Kommunisten unberührt ist. Und die nicht nur Klassenkampf denkt. Sondern auch Ohm und Wusa. Und Unternehmertum. Die der Menschheit eine neue Idee vermittelt, wie sie sein wollen könnte.
Im Prinzip ist das die seit dem Mauerfall liegengebliebene Arbeit.